16 Mär

Es war der Sommer, in dem ich lernte mit Flip-Flops zu rennen.

Der Sommer in dem ich die Tür zu meinem Elternhaus zuschlug mit der Gewissheit,sie nie wieder öffnen zu wollen.

Mein erster Sommer in der großen Stadt.

Ich verdiente mein Geld als Zimmermädchen und Telefonistin,um es dann in die Kneipen zu tragen. Schlief kaum mehr als vier Stunden in drei Nächten und selten allein.

Stand oben auf dem 10m-Brett mit ausgebreiteten Armen und das Becken unter mir war voller Leben.

Voller Menschen, die angelächelt werden mußten,voller Musik,zu der getanzt werden mußte,voller Schnaps,der getrunken werden mußte.

Ich machte die Arschbombe und mir nichts daraus,Wasser zu schlucken.

Mein letztes Ersparnis ging drauf für ein Ticket zum Meer.

In diesem Sommer schrieb ich Briefe an Bambi.Der bekanntlich mein bester Freund war,seit seinem 12. Lebensjahr Steinchen an mein Fenster schmiss,der mich weinen sehen durfte.Und zwei Jahre älter war als ich.Schon immer.

Ich schrieb ihm Briefe vom Strand.

Manchmal standen unbekannterweise Grüße von dem Mann neben mir darunter.Manchmal schickte ich ihm eine Handvoll Sand.

Bambi mass meinen Männergeschichten nie viel Bedeutung bei.

Ehrlich gesagt,tat ich es auch nicht.Verknallt war ich immer.In irgendwen.

Der letzte Satz in einem von Bambis Briefen war:

„Schneide von mir aus nie deine Haare ab,lege keinen Bausparvertrag an und werde nicht erwachsen,aber lerne auf dich aufpassen zu lassen.“

Darauf schrieb ich eine Karte aus dem Zug:

„Lass mich noch,Bambi. Nur noch ein wenig.Lass mich nur noch ein paar Mal in fremden Wohnungen aufwachen und sehen,wie lieb ich schauen muss um Kaffee zu bekommen.Nur noch kurz sehen,wie es seien könnte.Wie weit ich gehen kann.Wie oft ich hinfallen muss,um nicht mehr aufstehen zu wollen.“

Zwei Tage später schickte Bambi ein Telegramm:

„Dann lauf Glückskind.Und fall ruhig.Ich fang dich bei Bedarf.“